Diverse Archivbildner haben reichhaltige Archive über den Ersten Weltkrieg hinterlassen. Im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten 2014-2018 wurden viele Archivreihen digitalisiert: Fotos und Plakate, aber auch umfangreiche und erstrangige Quellen wie beispielsweise die Archive des Flandernrats und die Kriegsberichte der Pfarreien. Es handelt sich hierbei um Archivreihen, die in den Kriegsjahren angelegt wurden, als auch um Sammlungen, die im Nachhinein zusammengestellt wurden. Die 1919 eingerichtete Kommission für Kriegsarchive spielte hierbei eine zentrale Rolle.
Das Archivgut handelt von unterschiedlichsten Aspekten des Konflikts: der Einmarsch, die Massaker an Zivilisten, die Kampagnen zum Schutz des Kulturerbes, die Militäroperationen an der Yser-Front, der Alltag, die Aufnahme von belgischen Flüchtlingen im Ausland, die Zerstörung von Industrieanlagen, die Befreiung des Landes, die Siegesfeierlichkeiten, etc.
- Fotos, Zeichnungen, Plakate und andere Objekte
- Archiv des Roten Kreuzes
- Pfarreiberichte
- Archive des Flandernrats (1917-1918)
- Archive der Widerstands- und Spionagenetzwerke
- Berichte des Nationalen Hilfs- und Versorgungskomittees
- Geleitbriefe für Flüchtlinge
- Akten der Versäumnisurteile für deutsche Kriegsverbrechen
Fotos, Zeichnungen, Plakate und andere Objekte
Die im Generalstaatsarchiv aufbewahrte reichhaltige ikonographische Sammlung zum Ersten Weltkrieg wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit im Rahmen einer großangelegten Sammlungsaktion angelegt. Tausende Fotos und Zeichnungen illustrieren unterschiedliche Aspekte des Ersten Weltkriegs: Einmarsch, Militäroperationen an der Yser-Front, Alltag der Soldaten, Propaganda, Aufnahme von belgischen und ausländischen Flüchtlingen, Kollaboration, Widerstandsnetzwerke, Befreiung, etc. Die Plakatsammlung (z.T. in Farbe) spiegelt die starke Bildsprache wider, mit der die kriegführenden Parteien Propaganda betrieben (1017 Archivalien); aber auch die Textaushänge aus der Stadt Hasselt zeugen auf ergreifende Weise von den Auswirkungen des Kriegs auf das alltägliche Leben der Bevölkerung (1022 Archivalien). So auch die Sammlung der Medaillen und anderer Objekte (Ansteker, Bänder, Gesellschaftsspiele, etc.), die von der Kommission für Kriegsarchive angelegt wurde.
Die digitalisierte Foto-, Postkarten- und Plakatsammlung des CegeSoma stammt größtenteils aus privaten Sammlungen (Familienalben). Die meisten Abbildungen beziehen sich auf militärische Aspekte des Krieges und das Soldatenleben an und hinter den Frontlinien. Die Sammlung dokumentiert auch verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen Lebens im Allgemeinen in Kriegszeiten, beispielsweise die Krankenbetreuung und die Kriegsgefangenschaft.
Fotos
- Generalstaatsarchiv: Ikonographische Sammlung über den Ersten Weltkrieg. I Fotos (1914-1920)
- CegeSoma: Fotos Erster Weltkrieg
Zeichnungen
- Generalstaatsarchiv: Ikonographische Sammlung über den Ersten Weltkrieg. IV Zeichnungen und diverse Illustrationen
Plakate
- Ikonographische Sammlung über den Ersten Weltkrieg. III Illustrierte Plakate aus der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit (1914-1927)
- Plakate aus Hasselt aus dem Ersten Weltkrieg
Medaillen
Andere Objekte
Mit Unterstützung des Generalkommissariats für das Gedenken an den Ersten Weltkrieg und der Nationallotterie.
Archiv des Roten Kreuzes
Das Archiv des Roten Kreuzes erweist sich als unumgänglich für ein gutes Verständnis der Arbeitsweise der Gesundheitsdienste in Kriegszeiten sowohl an der Front als auch innerhalb des besetzten Belgiens und im Ausland. Es enthält tausende Karteikarten mit Informationen zu verwundeten belgischen Soldaten, die in belgischen Krankenhäusern gepflegt wurden. Über 70.000 dieser Karteikarten, nach Wohnort des Soldaten sortiert, wurden digitalisiert (Inventarnummern 176-242). Das Archiv enthält zudem hunderte Fotos, die ein gutes Bild darüber vermitteln, wie das Rote Kreuz arbeitet, über den Einsatz der Ärzte und Pflegekräfte, und über das alltägliche Leben an der Front (Inventarnummern 94-160). Eine Fotosammlung des Amerikanischen Roten Kreuzes illustriert unter anderem die Zustände in französischen und niederländischen Flüchtlingszentren während des Krieges (Inventarnummern 676-849).
Pfarreiberichte
Im Dezember 1918 beauftragte Kardinal Mercier eine interdiözesane Kommission damit, das Geschehen in den belgischen Pfarreien während der Kriegsjahre zu dokumentieren. Im Frühjahr 1919 erhielten alle Pastoren eine Frageliste, die als Leitfaden für das Verfassen der Berichte dienen sollte. Nach einer kurzen Umschreibung ihrer Pfarrei mussten sie nicht nur im Detail den deutschen Einmarsch beschreiben, sondern auch verschiedene Aspekte des Besatzungsregimes, mit Augenmerk auf die Auswirkungen der deutschen Besatzung auf das religiöse Leben, die Zwangsarbeit, die Verschleppung von Arbeitern nach Deutschland und das Schicksal der politischen Gefangenen. Das Kriegsende, der Rückzug der deutschen Truppen und die Rückkehr der Kriegsgefangenen und politischen Gefangenen bilden den Abschluss dieser Berichte. Auch Klöster und bischöfliche Schulen mussten solche Berichte erstellen.
Diese sehr detaillierten und reichhaltigen Berichte wurde pro Bistum gesammelt. Zu einem Gedenkbuch (wie ursprünglich vorgesehen) ist es zwar nie gekommen, aber diese Dokumente sind für die meisten belgischen Pfarreien nach Bistum geordnet online einsehbar. Sie bieten ein faszinierendes aber auch schmerzliches Bild davon, was der Erste Weltkrieg für den gemeinen Bürger bedeutete.
Mit Unterstützung der Bistümer Belgiens.
Archive des Flandernrats
Im Rahmen seiner Flamenpolitik propagierte die deutsche Besatzungsmacht die Gründung eines Satellitenstaats in Flandern. Um dieses Vorhaben vor der internationalen öffentlichen Meinung vertretbar zu machen, sollten die Flamen selbst formell darum „ersuchen“. Die semi-repräsentative Versammlung, eine Art Protoparlament, das als ersuchende Partei auftreten konnte, wurde am 4. Februar 1917 gegründet. Der Flandernrat profilierte sich als Präfiguration eines „flämischen Parlaments“, das sich in Bezug auf die Organisation und die Arbeitsabläufe am belgischen Parlament orientierte. Die letzte Zusammenkunft dieser Versammlung fand am 20. September 1918 statt. Zu den herausragenden digitalisierten Archivalien zählen:
- die Sitzungsprotokolle der Generalversammlung (Inventarnummern 5-21)
- die Akten des Generalsekretariats (Inventarnummern 42-57)
- die Akten der lokalen Gauräte (Inventarnummern 641-679)
- die allgemeinen Informationsakten (Inventarnummern 1144-1355)
- die Akten über lokale Volksversammlungen (Inventarnummern 1585-1958)
- die Aushänge (Inventarnummern 1959-1988)
- ein großer Teil des Archivs von Henri Pirenne (Inventarnummern 5591-5614).
Dieses Archiv bietet tiefe Einblicke in den Aktivismus, auch auf lokaler Ebene. Die zahlreichen geographisch geordneten Dokumentreihen ermöglichen umfassende lokale Nachforschungen.
Archive der Widerstands- und Spionagenetzwerke
Die Kommission für die Archive der Vaterlandsdienste in den besetzten Gebieten an der Westfront (Commission des Archives des Services patriotiques établis en Territoire occupé au Front l'Ouest) sammelte nach dem Krieg Archivgut aus verschiedenen Widerstands- und Spionagenetzwerken, die während des Krieges in Belgien aktiv waren. Die empfindlichsten Akten (Inventarnummern 1-189, 572-694, 3279-3587) wurden vorsorglich digitalisiert. Es handelt sich unter anderem um Personalakten, Berichte über Widerstandsaktionen, Luftaufnahmen, Glasnegative, etc. Die zahlreichen Abschiedsbriefe von zum Tode verurteilten Widerstandskämpfern liefern stark emotionell geladene Zeitzeugnisse.
Berichte des Nationalen Hilfs- und Versorgungskomittees
Das Nationale Hilfs- und Versorgungskomittee wurde 1914 gegründet, um die von der Commission for Relief in Belgium zur Verfügung gestellten Güter an die Bevölkerung zu verteilen.
Neben der Versorgung mit Nahrungsmitteln bot diese Organisation auch Hilfe für Flüchtlinge, Obdachlose, Arbeitslose und Kriegswaisen. Die allgemeinen Berichte, die die Organisation nach dem Krieg veröffentlichte (Inventarnummern 1-8), sind in digitalem Format verfügbar.
Geleitbriefe für Flüchtlinge
Für die belgischen Bürger, die in die Niederlande geflüchtet waren, enthält das Archiv des Offiziellen Belgischen Komitees für die Niederlande (Officieel Belgisch Comiteit voor Nederland) die 1918 durch die belgischen Konsulate ausgefertigten Rückkehrgenehmigungen, die unter anderem nützliche Informationen zu den Flüchtlingen enthalten, wie beispielsweise die letzte Adresse und das Rückkehrdatum. Im Gegensatz zu anderen Archiven über Flüchtlinge, enthalten diese Dokumente oft auch ein Foto der betroffenen Person. Diese Sammlung ist eine Goldmine für genealogische Nachforschungen. Mit der Hilfe von Freiwilligen wurden bereits 3.000 Namen in die Datenbank unserer Suchmaschine „Nach Personen suchen“ eingespeist.
Akten der Versäumnisurteile für deutsche Kriegsverbrechen
Nachdem die belgischen Behörden die Gerichtsverfahren gegen deutsche Kriegsverbrecher im Jahr 1925 einstellten, wurden die Akten der Versäumnisurteile zum Kriegsgericht in Brüssel überführt. Im Jahr 1940 brachten die Nazis diese heiklen Akten nach Berlin, wo die Russen sie 1945 erbeuteten und ihrerseits zum Osoby-Archiv in Moskou schafften. Schlussendlich kehrten die Akten im Jahr 2002 nach Belgien zurück. Insgesamt 87 Akten wurden im Rahmen des Projekts JUSINBELLGIUM vollständig digitalisiert und können auf der Website Legal Tools Project des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag eingesehen werden.
- Mehr erfahren? Lesen Sie den Archivführer zum Militärgericht.